Zum Vater finden…
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden (Lk 15,1-3.11-32).
Gebet
Herr Jesus Christus, du kommst in diese unsere Welt, um die Verlorenen zu finden und zu retten, und um sie wieder nach Hause zu bringen. Du gibst niemanden auf. Du gibst jedem eine neue Chance: den Selbstgerechten und den Sündern. Du rettest uns aus dem Schlaf der falschen Sicherheit und aus dem geistigen Tod. Du schenkst uns neues Leben! Du führst uns vom Tod ins Leben. Gib uns deinen Heiligen Geist, dass wir dein Herz begreifen. Er führe uns in die Wahrheit, er führe uns in deine Barmherzigkeit. Er mache uns wieder dem Vater ähnlich. Heiliger Geist, hilf uns, barmherzig wie der Vater zu sein.
Persönliche Lektüre
Jesus, du hast so viel Geduld mit uns. Du erklärst uns liebevoll Gottes Verhalten gegenüber den Verlorenen. Sprich nun zu meinem Herzen! Dein Wort zerbreche die Schale des Stolzes, die mein Herz für dich verschließt. Dein Wort ermutige mich zur Versöhnung mit dem Vater und mit den anderen, mit mir selbst. Verweile bei den Worten Jesu, die dich berühren… Nimm dir Zeit dafür. Sei still…
Gedanken zur Betrachtung
1. Weg vom Vater…
Der jüngere Sohn will seine Freiheit auskosten. Er denkt dabei nur an sich selbst. Von seinem lebenden Vater erbittet er sein Erbteil. Wie tief musste er damit das Herz des Vaters treffen! Jener lässt aber alles zu. Der jüngere Sohn will einfach weg sein: weg von seinem Vater, dem Quell des Lebens; weg von seiner Familie, wo seine Wurzeln sind; weg von seinem Zuhause, wo seine Heimat ist; schlussendlich weg von sich selbst, weil er seine Würde als Sohn verspielt. Einfach weg sein… Niemand sollte sein zügelloses, ausschweifendes Leben sehen… Die Meinung der Menschen ist ihm wichtiger als die Liebe zu Gott. Die Gesellschaft von Schweinen macht ihm bewusst, wie tief er gefallen ist… Erst jetzt merkt er, was er verloren hat… Nicht nur äusserlich ist er weg… Ihm ist es bewusst, dass er nun kein Recht hat, Sohn zu heissen. Um zu überleben, kehrt er nach Hause, zum Vater zurück….
Ist Gott wirklich mein Vater? Habe ich in Gott meine Heimat? Wo fühle ich mich vor ihm nicht frei? Ist mir Gott, der Vater als Person viel wichtiger als das, was er mir schenkt? Was mache ich mit all seinen Gaben? Wann will ich mich vor Gott verstecken? Warum? Wo bin ich heute heimatlos? Wo habe ich meine Würde als Kind Gottes verletzt oder gar verloren? Wie fühle ich mich dabei? Bin ich bereit, nach Hause zurückzukehren? Was sage ich dann meinem himmlischen Vater?
2. Beim Vater…
Der ältere Sohn bleibt zu Hause, beim Vater. Es scheint nur so zu sein. In Wirklichkeit ist er aber nie wirklich zu Hause! In seinem Herzen sehnt er sich auch nach einer Party mit seinen Freunden. Er tut dies nur nicht. Er macht sich selbst zum Diener, zum Knecht seines Vaters: Nie habe ich gegen deinen Willen (deinen Befehl) gehandelt. Er macht seinem Vater Vorwürfe, dass er gütig ist, dass er einen Sohn gezeugt hat, der alles und sich selbst verloren hat (der hier, dein Sohn). Er war zu Hause und doch seinem Vater fremd. Er nennt seinen Vater nie Vater. Mehr noch, er hat sich nicht nur vom Vater innerlich getrennt. Er kann sich nicht über die Rückkehr (die Rettung) seines Bruders freuen. Für ihn ist er eben kein Bruder. Trifft auch er die Entscheidung, nach Hause zurückzukehren, zum Vater zurückzufinden?
Wer ist Gott für mich? Was verbindet mich mit Gott, dem Vater? Das Gesetz (Gebote und Tradition) oder eine innere Beziehung? Fühle ich mich bei Gott zu Hause? Wie beantworte ich seine Liebe? Mache ich ihm Freude als sein Kind? Wo und wann ist mir Gott fremd? Kann ich mit ihm über alles sprechen? Freue ich mich über die Kirche, die große Familie der Kinder Gottes? Sind ihre Mitglieder wirklich meine Schwestern und Brüder? Freue ich mich, wenn jemand wieder zu Gott findet? Kann ich mit ihm ein Fest feiern?
3. Zum Vater finden…
Die beiden Söhne müssen nun zum Vater, nach Hause zurückfinden. Der Vater ermöglicht es den beiden. Er geht auf sie zu. Er spricht mit ihnen. Er freut sich, dass das Leben gerettet wird, dass der Mensch sich finden lässt. Den jüngeren Sohn sieht er schon von fern. Er hat Mitleid mit ihm, er fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Erst dann kann der Sohn sein Bekenntnis ablegen und merken, dass es nicht nur ums Überleben geht, sondern um das Herz des Vaters! Für den Vater ist es aber wichtiger, dass der Mensch gerettet wurde als alle seine Sünden zusammen. Darum will er ein grosses Fest feiern! Den älteren Sohn sucht er selbst (bemerkenswert: ausserhalb des Hauses!) auf. Er redet ihm zu. Er erklärt ihm sein Verhalten. Er zeigt ihm seine Würde: alles, was mein ist, ist auch dein. Er nennt ihn: mein Kind! Er macht ihm bewusst, wer er ist, selbst wenn er anders gelebt hat. Auch ihn findet der Vater wieder. Hoffentlich lässt er es zu…
Bin ich bei Gott zu Hause? Wann habe ich die zuvorkommende, barmherzige Liebe Gottes erfahren? Lass ich mich von Gott dem Vater umarmen und küssen? Bin ich bereit, mir vergeben zu lassen? Wann habe ich das letzte Mal das Sakrament der Versöhnung empfangen? War das ein Fest für mich? Wohne ich wirklich mit Gott, dem Vater? Bin ich sein Sohn oder nur sein Knecht? Kenne ich das Herz des Vaters? Ruhe ich an ihm aus? Kann ich Gott Vater nennen? Warum (nicht)?
Lobpreis
Vater, deine Liebe ist so unbegreiflich groß,
und ich weiß gar nicht,
wie ich leben konnte ohne dich, o Herr.
Doch machst du mich zu deinem Kind.
Du schenkst mir deine Liebe jeden Tag,
du lässt mich nie ich Stich,
denn, Vater, du bist immer bei mir.
Herr, ich preise deinen heiligen Namen;
du bist König!
Du nur bist mein Herr und mein Gott.
Herr, ich preise deinen heiligen Namen;
du bist König!
Du nur bist mein Herr und mein Gott.
Vorsatz
Ich plane ein Beichtgespräch vor Ostern ein…