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Eine Lücke… P. Walter Sieber MS ist tot…

Am 12. Juni ist P. Walter Sieber MS im Alter von 76 Jahren von uns gegangen. Die wichtigsten Stationen seines Lebens waren: 1965 – die erste Ordensprofess, 1973 – Priesterweihe, 1974 – Vikar in Emmenbrücke, 1974 Novizenmeister, 1978 – Präfekt am Lyzeum in Friedberg, Gossau, 1981 – Redaktor der «Botschaft», 1985 – Präfekt und Lehrer am Gymnasium Untere Waid, Mörschwil, 2002 – Pfarradministrator in Häggenschwil, 2003 – Hausoberer und dann Pensionär im Missionshaus in Balzers, FL, 2021 – Pensionär im Missionshaus Untere Waid. Darüber hinaus bekleidete er verschiedene Ordensinterne Ämter und arbeitete mit der Stiftung Haus Gutenberg zusammen.

Maria von La Salette, der er vertraute, führe ihn zu Jesus Christus, in dessen Dienst er sein Leben gestellt hat. Christus, der allen Ruhe verschafft, die schwere Lasten zu tragen haben, schenke ihm in seiner Barmherzigkeit den ewigen Frieden.

Die Beerdigung fand am Freitag, den 18. Juni 2021 in Mörschwil statt. Hiermit die Predigt von P. Piotr Zaba im Wortlaut: Wir brauchen einender…

Meine Lieben. Ich möchte heute ein letztes Mal P. Walter zu uns sprechen lassen. Ich werde seine Predigt vortragen und mit ihm ins Gespräch kommen. Er hat sie zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gehalten. Er sagte:

Nach dem Tod Jesu fehlt er seinen Jüngerinnen und Jüngern als Freund und Mitte. Sie kommen immer wieder zusammen, um über ihre Probleme, ihre Trauer und ihre Enttäuschung zu sprechen. Obwohl ihr Herr nicht mehr direkt unter ihnen ist, bleibt er durch das Erzählen der Mittelpunkt ihrer Gemeinschaft. Das erleben diese Frauen und Männer ganz lebendig, und dies auch nach dem er von ihnen gegangen ist und zu Gott zurückkehrte, also nach der Himmelfahrt.

Ja, Walter, du fehlst uns wie Jesus den Aposteln und seinen Verwandten damals. Durch das Erzählen von dir, sagst du, bist du wieder unter uns lebendig, selbst wenn du nun zu Gott zurückgekehrt bist. Jede und jeder von uns könnte Vieles von dir erzählen. Und das werden wir immer wieder tun, damit wir dich nicht vergessen, damit du unter uns weiterhin lebendig bleibst. Ich erinnere mich gerne an die Gespräche mit dir. Du hast mir so viel Vertrauen geschenkt. Wir durften über alles reden. Du hast mir über deine Arbeit als Lehrer und Präfekt berichtet, über deine Stunden, die du mit Jugendlichen verbrachtest, über deine Bibelkurse und Vieles mehr im Haus Gutenberg, über deiner Liebe zu La Salette, aber auch über deine intimsten Erlebnisse, die dich beschäftigten. Über deine Krankheit, von der nicht alle wussten, die dir aber sehr zu schaffen gab, so sehr, dass du schreiend betetest: Herr und Gott, komm mir, bitte, zu Hilfe in meiner Depression. Vor einigen Monaten sprachen wir miteinander in Balzers. Besser gesagt, du sprachst, ich hörte zu… Gerade diese eine halbe Stunde brauchtest du, um neuen Mut zu schöpfen. Dann sagtest du mir: Du bist ein Engel…Mit diesem einen Satz richtetest du mich auf, selbst wenn du nicht wusstest, dass auch ich gerade in dieser Stunde Trost und Mut brauchte… Ja, du bleibst lebendig in unsere Mitte…

Nun setzt Walter seine Predigt fort:

‚Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist ER mitten unter ihnen‘. Diese kleine Gruppe von Frauen und Männern, nach der Himmelfahrt versammelt im Gebet, erwarten den Geist Gottes, den Geist Jesu, wie er es ihnen versprochen hat. – Diese Gemeinschaft, die intensive Verbundenheit untereinander, hier im Gottesdienst, durch unser Gebet, im Bitten und Danken, im Gesang und der Mahlfeier mit Jesus Christus, soll und will die Fortführung dieser urchristlichen Gemeinschaft sein. „Sie verharrten einmütig im Gebet“; gemeinsame Gottesdienstfeier will Verbundenheit vermitteln, verbunden durch eine Mitte. Es ist oder wäre schön und wünschenswert, wenn wir – wie die Freunde Jesu damals – heute und hier erfahren und sagen können, könnten: Jesus ist unsere Mitte, er ist die Mitte meines Lebens, die Mitte dieser Pfarrei. ER ist ja der Grund, warum wir hier zusammenkommen, Er verbindet uns letztlich untereinander. Diese Verbundenheit soll Kraft schenken, aus der heraus man gut leben kann und sich sogar gehalten und getragen weiß. 

Diese Verbundenheit mit Gott und mit den anderen war dir besonders wichtig. Bei den Beerdigungen wiesest du jeweils die Gläubigen auf Jesus hin, auf diesen Grund, der selbst im Tod zu halten vermag. Jesus war die Mitte deines Lebens, darum stelltest du dich auch in seinen Dienst als Ordensmann und Priester. Du verkündetest den Menschen diese Mitte, zu der du selbst gefunden hast. Du feiertest Jesus Christus in der Mitte der Mitmenschen als den, der alle hält und trägt, der allem Kraft zu gutem Leben gibt. Immer sagtest du ja zum Abschied: Gott behüte dich! Behüte dich dieser Gott, der niemanden abweist, der niemanden zugrunde gehen lässt, der uns zum ewigen Leben auferweckt am letzten Tag. Du schätztest auch die menschliche Verbundenheit sehr. Immer wieder batst du die Mitmenschen, dass sie dich in ihr Gebet einschließen und mittragen. Eines Tages kamst du auch zu mir niedergedrückt und gebeugt, um den Segen Gottes zu erbitten. Du wusstest auch die menschliche Gemeinschaft beim Wandern, Velo- oder Skifahren, oder auch beim Surfen zu schätzen. Schön, dass wir auch jetzt, die Gemeinschaft mit Jesus, dem Auferstandenen, die Gemeinschaft mir dir und auch untereinander erfahren dürfen. Sie bleibt bestehen!

Hören wir Walters Predigt weiter:

Es verlassen Leute heutzutage die Kirche – oft leise und ohne Aufheben. Was immer die Gründe dazu sind, lassen wir einmal dahingestellt. Dass sie aber den andern, den in der Kirche verbleibenden, uns etwas antun, sind sie sich natürlich nicht bewusst. Sie fehlen, sie sind nicht mehr da, sie hinterlassen eine Lücke, die vielleicht niemand mehr schließt. Aber noch mehr: sie, die nicht mehr da sind, stellen uns in Frage, stellen uns gleichsam die Frage: warum bleibt ihr denn eigentlich noch? Die Kirche ist ein Auslaufmodell, Christ-sein ist nicht mehr modern, ihr seid von gestern. – Das könnte uns verunsichern, wenn wir nicht schon ein wenig unsicher sind.

Lieber Walter. Menschen fehlen uns nicht nur wenn sie die Kirche verlassen, sie fehlen uns auch, wenn sie diese Erde verlassen. Du fehlst uns auch… Du hinterließest eine Lücke, die niemand schließen kann. Deine leibliche Abwesenheit stellt auch uns in Frage. Sie stellt uns Frage nach unserem Glauben, nach unserer Zuversicht und unserer Hoffnung. Sie stellt uns Frage nach dem Sinn des Leidens und des Lebens. Sie hinterfragt unser Denken, Reden und Handel – Gott und den Mitmenschen gegenüber… Sie ist mit Schmerz gefüllt diese Lücke… Du hattest Recht: Jene die weggehen, tun etwas den Zurückbleibenden an…

Seine Predigt schließt Walter mit folgenden Worten ab:

– Liebe Mitchristen, lassen wir einander nicht im Stich, seien wir einander im Glauben Stütze und Halt. Zeigen wir dies einander durch die Gemeinschaft hier im Gottesdienst; wir brauchen einander. Die andern brauchen mich, und ich brauche die andern. Unsere gemeinsame Mitte ist Jesus Christus, unser Herr. Bitten wir Ihn heute und in den kommenden Tagen um seinen Geist, um den guten, heiligen Geist, dass er uns Kraft und Liebe schenke – für uns selber und für die Mitchristen dieser Pfarrei.

Nehmen wir heute dieses Wort als Walter‘s Testament an. Wir brauchen unsere gemeinsame Mitte, die Jesus Christus ist. Wir brauchen einander. Lassen wir also einander nicht im Stich. Lassen wir einander die Kraft und die Liebe des Heiligen Geistes erfahren, die uns allen durch diese Feiert zuteil wird. Bitten wir heute und jeden Tag neu um den guten, Heiligen Geist, der uns allen den Weg in die ewige Heimat weist. Amen.

 


"Die Erscheinung unserer Mutter auf dem Berg von La Salette ist keine neue Lehre, sondern eine neue Gnade. Sie ist die Offenbarung der Liebe und des Mitleids, die es für uns im Himmel gibt." So drückte sich 1854 Mgr. Ullathorne, Bischof von Birmingham in England, aus. Er stellte damit die untergeordnete Rolle jeder Erscheinung und ihre Bedeutung in der Geschichte unseres Heils fest.

LA SALETTE IST KEINE NEUE LEHRE.
ES IST EIN NEUER SCHWUNG, HIN ZU DEN GRUNDLAGEN DES GLAUBENS, EINE BEGEGNUNG, DIE NICHT VERPASST WERDEN DARF, EINE GNADE, AUF DIE DRINGEND EINGEGANGEN WERDEN


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